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Exkursion zur Gedenkstätte Mauthausen

19. September 2023

Die Schüler*innen der zweiten und dritten Klasse Handelsschule der HAK 1 Wels besuchten in Begleitung von Prof. Indra, Gavric und Haider bei spätsommerlichem Wetter die weltweit bekannte Gedenkstätte im ehemaligen KZ Mauthausen.

Eine direkte Busverbindung vom Bahnhof in Linz brachte die Gruppe zum neu errichteten Besucherzentrum. Gleich vom Parkplatz aus sind die mächtigen Lagermauern und Wachtürme zu sehen, die unmittelbar nach dem sogenannten „Anschluss“ in nur wenigen Monaten Bauzeit von Häftlingen errichtet wurden, lange vor dem Beginn des 2. Weltkriegs, weithin sichtbar, von der hügeligen Landschaft des Mühlviertels aus bis Enns und dem Gebiet südlich der Donau.

In drei Gruppen aufgeteilt begann der zweistündige Rundgang, begleitet von erfahrenen Guides, beim ehemaligen Fußballplatz, wo die SS-Wachmannschaft damals an Sonntagen gegen Vereine aus der Umgebung spielte. Dabei sahen die Fans nicht nur spannende Spiele, sondern direkt auf die Baracken der Kriegsgefangenen, hauptsächlich russische, die wegen Missachtung der damals geltenden Konventionen rasch zu Krankenbaracken wurden – allerdings ohne medizinische Hilfe.

Mit einem Blick in den in den Steinbruch samt der berüchtigten Todesstiege und der steil abfallenden Felswand, die von der SS den zynischen Namen „Fallschrimspringerwand“ erhielt, setzte sich der Gang auf dem KZ-Gelände zu den nationalen Mahnmälern fort. Der geschichtliche Wandel seit dem Kriegsende 1945 wird in den Bezeichnungen der Länder sichtbar, die in dieser Form nicht mehr existieren, z. B. DDR, Sowjetunion oder Jugoslawien.

Durch das markante „Lagertor“ gelangten wir in den eigentlichen Lagerbereich, in dem die noch erhaltenen Granit- und Holzbaracken rund um den „Appellplatz“ eine Ahnung von der riesigen Ausdehnung einerseits und der menschlichen Grausamkeit andererseits aufkommen lassen. Rund 90.000 Menschen wurden hier systematisch ermordet: Kriegsgefangene aus ganz Europa, politische Widerstandskämpfer, „Zigeuner“, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und viele Juden. Die Vernichtung durch harte körperliche Arbeit im Steinbruch, der künstlich erzeugte Mangel an Hygiene, Nahrung und Kleidung war erklärtes Ziel des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Nebenlager. Die täglichen Demütigungen und das Absprechen jeglicher menschlicher Würde töteten die Gefangenen davor schon seelisch.

Die Namen aller Opfer sind jetzt auf Tafeln im Keller aufgeschrieben und in Büchern verzeichnet. Mit den Namen kann ihnen im Andenken der Angehörigen und Nachkommen, aber auch im Gedenken der Besucherinnen und Besucher zwar nicht mehr das Leben, aber wenigstens die Würde, die ihnen geraubt wurde, ansatzweise zurückgegeben werden. Auch unsere Schülerinnen und Schüler hatten im anschließenden Workshop Gelegenheit, einige Biografien kennen zu lernen. Neben den Opfern konnten auch Lebensbeschreibungen von Tätern und Mittätern studiert werden und – was uns heute Lebenden mit den Menschen damals verbindet – die riesige Anzahl sogenannter „Mitläufer“, die Wissende sind, aber denen es an Zivilcourage fehlt, gegen Missstände und Ungerechtigkeit Protest zu erheben.

Für zahlreiche Handelsschüler*innen war es der erste Besuch dieser Gedenkstätte, die an (Kriegs-) Zeiten lange vor ihrer Geburt erinnert. Auch heute gibt es Krieg und in einigen Jahren wird es an den heutigen Kriegsschauplätzen Mahnmale und Gedenkstätten geben. Wir können alle viel lernen, wenn wir Gedenkstätten wie Mauthausen besuchen: Respekt, Mitgefühl, Verantwortung und: Würde!

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